Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Ammerland e. V.

Wie wird das Ammerland zum Fahrradland?

Bei der Eröffnung des Stadtradelns am 18. Mai 2025 in Edewecht präsentierte der ADFC Ammerland seine Vision für eine klima-, umwelt- und menschenfreundliche Mobilität in unserem Landkreis im Jahr 2035.

Der ADFC setzt sich für eine umwelt-, klima- und menschenfreundliche Mobilität ein. Was muss sich im Ammerland verändern, um dieses Ziel zu erreichen? Um diese Frage zu beantworten, reisen wir einmal in Gedanken in die Zukunft und erkunden, wie sich das Ammerland bis zum Jahr 2035 zum Fahrradland entwickelt hat.

Im Jahr 2035 fahre ich nicht nur zu Terminen innerhalb meines Wohnortes mit dem Fahrrad. Auch wenn ich Termine in den anderen Ammerländer Gemeinden oder in Oldenburg habe, erledige ich bei gutem Wetter alles mit dem Rad. Mit meinem Pedelec komme ich auf den breit ausgebauten Radvorrangrouten außerorts schnell und sicher voran. Daher bin ich im Jahr 2035 viel entspannter als früher, weil meine Alltagsmobilität mit dem Fahrrad zugleich ein schönes Workout in der Natur ist.

Dass ich im Jahr 2035 im Ammerland als Radfahrerin nicht nur geduldet, sondern sogar geschätzt werde, wird besonders deutlich, wenn ich von der Radvorrangroute in die Ortschaften einfahre. Zwar endet hier der Radweg, weil der Platz für separate Radverkehrsanlagen innerorts nicht ausreicht. Dennoch bin ich auf meinem Fahrrad sicher unterwegs: Über eine große Mittelinsel kann ich problemlos auf die Fahrbahn wechseln. Dort weisen Piktogrammketten mit Fahrrad-Symbol darauf hin, dass Radfahrer*innen gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer*innen sind. Neben dem Ortseingangsschild macht außerdem eine große Hinweistafel auf die besonderen Bedürfnisse des Radverkehrs aufmerksam. Auf meinem Weg ins Ortszentrum begegne ich vielen anderen Radfahrer*innen. Pedelecs und S-Pedelecs, Lastenräder, Fahrräder mit Anhänger, Dreiräder, Vierräder und Liegeräder sind ganz selbstverständlich auf der Fahrbahn unterwegs. Im Jahr 2035 begegnen mir unterwegs dagegen wesentlich weniger Kraftfahrzeuge. Und die haben sich offensichtlich längst an die vielen Radfahrer*innen auf der Fahrbahn gewöhnt.

Wie hat der Landkreis Ammerland das geschafft? Der Grundstein wurde bereits 2024 mit der Verabschiedung des Radverkehrskonzepts gelegt. Durch die zügige Umsetzung und ergänzende Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit innerorts ist die Zahl der Fahrradunfälle in den folgenden Jahren drastisch gesunken. Daher nutzten die fahrrad-begeisterten Ammerländer*innen alsbald für die meisten Alltagswege, die sie zuvor noch mit dem Auto zurücklegten, das Fahrrad. Der Einzelhandel hat sich rasch auf die vielen radfahrenden Kund*innen eingestellt. Überdachte Fahrradabstellanlagen und Lastenradverleih sind im Jahr 2035 längst selbstverständlich. Außerdem haben sich viele große Arbeitgeber im Ammerland als fahrradfreundliche Betriebe zertifiziert und bieten unter anderem Pedelec-Leasing für ihre Mitarbeiter*innen an.

Auch im Jahr 2035 kann man natürlich nicht immer alle Wege nur mit dem Fahrrad zurücklegen. Aber das Fahrrad ist zum zentralen Baustein einer multimodalen Mobilität geworden, in der das Auto nur noch eine sehr kleine Rolle spielt. Damit man im Ammerland auch bei schlechtem Wetter und und für weitere Wege kein eigenes Auto mehr benötigt, wurden die Bahnanbindung verbessert, der ÖPNV stark ausgebaut und CarSharing-Angebote eingerichtet. Gerade weil im Jahr 2035 kaum noch jemand ein eigenes Auto benötigt, sind die Ammerländer*innen viel entspannter unterwegs. Wie kann das funktionieren? Aus den früheren Bahnhöfen und ZOBs sind längst Mobilitätsstationen geworden. Im Jahr 2035 kann ich mein Fahrrad hier abstellen und umsteigen – in die Bahn, in den ÖPNV, oder in ein Car-SharingAuto. An der Mobilstation gibt es jede Menge Fahrradparkplätze – auch für Lastenräder und Anhänger. Außerdem kann man Fahrräder und E-Scooter ausleihen, es gibt eine Radservice-Station, Ladesäulen für E-Bikes und für Elektro-Autos. Auch ein schöner Wartebereich mit Auskunft, Kiosk und Paketstation, eine Toilette und Trinkwasserspender sind vorhanden.

Im Jahr 2035 fahren im Ammerland viele Busse im 20- und teilweise sogar im 15-MinutenTakt. Seit die Busse häufiger und dadurch zuverlässiger fahren, ist der ÖPNV bei den Ammerländer*innen unglaublich beliebt. Dazu tragen auch viele Firmen bei, die ihren Mitarbeiter*innen eine Jahreskarte finanzieren. In die abgelegeneren Ortsteile fahren Rufbusse. Und für ältere Menschen und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen gibt es zusätzlich einen ehrenamtlichen Mobilitätsdienst. Wer im Jahr 2035 doch mal ein Auto braucht, nutzt Car-Sharing. Im Jahr 2025 war man im Ammerland noch ein bisschen skeptisch, ob Car-Sharing im ländlichen Raum umsetzbar ist. Daher startete der Landkreis ein Modellprojekt und holte Firmen, Hotels und die Gemeindeverwaltungen ins Boot. Diese beteiligen sich an der Finanzierung, dafür können Mitarbeiter*innen und Hotelgäste das Car-SharingAngebot nutzen. So konnten sich auch im Ammerland in kurzer Zeit Sharing-Konzepte etablieren.

Wenn ich im Jahr 2035 durch die Ammerländer Gemeinden radele, sehe ich daher auch viel mehr Menschen auf den Fußwegen als früher. Die Aufenthaltsqualität in den Ortschaften hat sich durch den Rückgang des Kraftverkehrs erheblich verbessert. Wo früher viele Parkplätze waren, gibt es jetzt breite und barrierefreie Fußwege. Eltern, Großeltern, Kinder, Kinderwagen und sogar der Hund – alle haben reichlich Platz. Auch Menschen mit Rollator, mit Rollstuhl oder anderen Hilfsmittel sind vollkommen entspannt unterwegs. Und Grundschulkinder brauchen keine Begleitung mehr, wenn sie den Schulweg selbständig zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen.

Im Jahr 2035 ist vollkommen klar: Es hat sich ausgezahlt, dass unser Landkreis in den letzten zehn Jahren die Mobilitätswende vor Ort voran gebracht hat. Die veränderte Mobilität wirkt sich nicht nur positiv auf das Klima und die Umwelt aus, sondern auch auf die Lebensqualität der Menschen im Ammerland. Außerdem hat die Mobilitätswende einen regelrechten Tourismusboom ausgelöst: Immer mehr Menschen verbringen ihren Urlaub hier bei uns, um entspannt durch die schöne Natur zu radeln und und sich in den Ortschaften zu erholen. Im Juni 2035 titelt daher die NWZ: „Wie das Ammerland in zehn Jahren vom Autoland zum Fahrradland wurde“ und sieht den Landkreis auf dem besten Weg zur Klimaneutralität bis 2040.


 

Bild oben: Am Info-Stand des ADFC Ammerland gibt es nicht nur Materialien, sondern man kommt auch über das Thema Mobilitätswende ins Gespräch. Um die Mobilitätswende vor Ort voranzubringen, arbeitet der ADFC Ammerland mit anderen Vereinen und Gruppen zusammen, wie z.B. dem BUND Ammerland, der Gruppe "W.I.M. - Weniger ist machbar" und dem BürgerBus-Verein Rastede.

Bild oben: Mit einem Gehzeug - einem tragbaren Holzgestell in Autogröße - soll darauf aufmerksam gemacht werden, wie viel Platz ein einzelnes Auto einnimmt - Platz, den man viel besser nutzen könnte, z.B. für Fuß- und Radverkehr. Das Auto ist statistisch übrigens vor allem ein Stehzeug. Denn im Durchschnitt wird ein Auto in Deutschland nur 45 Minuten am Tag bewegt.

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