Die vier Typen von Radfahrenden als Grundlage der Radverkehrsplanung
Eine Typologie von Radfahrenden aus den USA hilft auch hierzulande dabei, eine einladende Infrastruktur für alle Menschen zu errichten. Sie legt den Fokus auf potenzielle Radfahrende, die durch schlechte Infrastruktur vom Radfahren abgehalten werden.
2006 veröffentlichte Roger Geller, der Fahrradkoordinator von Portland, seine Typologie von Radfahrenden „Four Types of Cyclists“ (dt. „Vier Typen von Radfahrenden“). Sie führt die Erkenntnisse zum Zusammenhang von Sicherheitsempfinden und Radverkehrsinfrastruktur zusammen.
Roger Geller identifiziert unterschiedliche Typen von Radfahrer*innen und wendet diese bei der Planung der Radverkehrsinfrastruktur an, um einem möglichst breiten Spektrum von Nutzer*innen gerecht zu werden. Im Fokus stehen dabei insbesondere potenzielle Radfahrende als größte zu erschließende Zielgruppe für die Fahrradnutzung. Vor allem die Anforderungen von Rad fahrenden Frauen können bei der Konzeption von Radverkehrsanlagen hilfreich sein.
Im Detail werden die „Vier Typen von Radfahrenden“ folgendermaßen beschrieben:
60 % sind „interessiert, aber besorgt“: Die Mehrheit der Bevölkerung hat grundsätzlich Interesse, Rad zu fahren, wird aber häufig durch die fehlende separate Radverkehrsinfrastruktur davon abgehalten. Diese Menschen fahren gerne Rad, aber nur auf stressarmen Strecken. Sie bevorzugen besonders sichere Radverkehrsanlagen. Rund 60 % dieser Gruppe sind Frauen, Kinder (und deren Eltern) sowie ältere Menschen.
6,5 % sind „begeisterte und überzeugte“ Radfahrende: Sie fahren mit wenig Angst, allerdings nicht unter allen Umständen. Wenn vorhanden, nutzen auch sie gerne eine gut ausgebaute Radverkehrsinfrastruktur. Diese Gruppe umfasst zu 75 % Männer, von denen 80 % zwischen 18 und 54 Jahre alt sind.
0,5 % der Einwohner*innen einer Stadt sind „stark und furchtlos“: Sie fahren selbstbewusst und ohne Angst Fahrrad. Sie benötigen keine separate Radverkehrsinfrastruktur, lehnen diese teilweise sogar dezidiert ab. 85 % der Gruppe sind Männer, 90 % davon zwischen 18 und 40 Jahre alt.
33 % sagen „No way, no how“ – auf keinen Fall, sei es aus Prinzip, aus gesundheitlichen Gründen, oder weil ihre zurückzulegenden Distanzen zu lang sind.
Dass diese Typologie im Grundsatz auch für Deutschland gilt, verdeutlichen die Zahlen aus dem ADFC-Fahrradklima-Test und dem Fahrrad-Monitor Deutschland 2019.